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Aufrecht und unangepasst
Ein Leben für die Literatur: Der Autor und ehemalige Lehrer Max Heigl aus Nittenau hat seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Von Cornelia Lorenz, Mittelbayerische Zeitung, am 17. 8. 2018
Max Heigl ist keiner, der sich von sich aus in die Öffentlichkeit drängt. Seinen 80. Geburtstag hat der Wahl-Nittenauer deshalb auch im Familienkreis gefeiert. Doch wenn der ehemalige Lehrer des Regental-Gymnasiums auf sein Leben zurückblickt, sprudeln die Geschichten nur so aus ihm heraus.
Kein Wunder, denn Heigl hat viel erlebt – als Autor und Literaturförderer zum Beispiel hat er sich weit über die Landkreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Sein größter Erfolg: Rund 3000 Zuschauer sahen im Jahr 2002 im Rahmen von neun Aufführungen die Komödie „Nix Armageddon! oder kein jüngstes Gericht?“ am Theater in der Rott in Eggenfelden.
Dass es Heigl einmal nach Nittenau verschlagen würde, hatte er nicht geplant. Geboren ist er als Sohn eines Schulleiters in Chamerau und wuchs in Cham auf, wo er 1957 sein Abitur machte. Anschließend studierte Heigl in München Geschichte, Germanistik und Geografie. Nach dem Examen 1963 arbeitete er zwei Jahre lang als Referendar an einem Nürnberger Gymnasium und wurde vom Ministerium 1965 als Lehrer ans Nittenauer Regental-Gymnasium geschickt.
Seine Frau Helga, von Beruf Sonderschullehrerin, lernte Heigl auf einer Hochzeit in Regensburg kennen. 1970 heirateten die beiden und zogen 1980 ins selbst erbaute Eigenheim in Nittenau ein. Obwohl er nun schon seit so vielen Jahren hier lebt, fühlt sich Heigl nicht als Einheimischer. „Nittenauer ist man, man kann es nicht werden“, sagt er schmunzelnd. Doch das macht ihm nichts aus. Er habe das Landleben und „die Vorzüge einer Kleinstadt in der Nähe einer großen Stadt“ schätzen gelernt.
Am Regental-Gymnasium war Heigl als besonders engagierter Kollege bekannt – und erwarb sich auch schnell einen besonderen Ruf. Er habe stets versucht, „seinen Schülern eine kritisch-distanzierte Einstellung auf den Lebensweg mitzugeben, so dass sie sich für Demokratie und Pazifismus in Staat und Gesellschaft engagieren“, heißt es zum Abschied Heigls in den Ruhestand im Jahresbericht des RTG.
Auch im Widerstand gegen die WAA zeigte Heigl Kante – sowohl vor Ort im Taxöldener Forst als auch auf literarische Weise. Er habe sich nicht einschüchtern lassen, sondern sich auf die Hinterfüße gestellt, sagt er. Seine Schüler wussten diese klare Haltung Heigls zu schätzen. Einer seiner bekanntesten war der aus Nittenau stammende Journalist Heribert Prantl. Heigl erinnert sich noch gut daran, wie Prantl in der elften Klasse im Geografie-Unterricht mit nur wenigen Stichpunkten in der Hand 45-minütige Referate über die politische Gestaltung Europas hielt. Auch Jahrzehnte später hat Prantl seinen ehemaligen Lehrer nicht vergessen: Er sei der „Vater Courage“, der „aufrecht und unangepasst“ durchs Leben gegangen sei, schrieb Prantl Heigl als Widmung in eines seiner Bücher.
An solche Momente erinnert sich Heigl gern – genauso wie an die vielen Autorenlesungen, die er für das Gymnasium und das Volksbildungswerk in Nittenau organisiert hat. Seit 1978 dürften es an die 50 Veranstaltungen gewesen sein, schätzt er. Uwe Dick, Arnulf Zitelmann oder Friedrich Christian Delius – das sind nur einige, zu denen Heigl persönliche Kontakte pflegte und sie dazu animierte, beim literarisch interessierten Publikum in der Regentalstadt vorstellig zu werden.
Doch auch selbst war und ist Heigl in literarischer Sicht recht engagiert. Noch heute schreibt er immer wieder Aufsätze für verschiedene Magazine. Seinen publikumswirksamsten Erfolg feierte er mit seiner Komödie "Nix Armageddon!" am Theater an der Rott. Hauptfigur im Stück ist der Autor Ewald Gerhard Seeliger – ein Mann, der Heigl auch im echten Leben stark beeinflusst hat, weil er ihn persönlich gut kannte und schätzte.
Seeliger hat sich mit vielen Erzählungen und Romanen einen Namen gemacht – sein Kriminalroman „Peter Voß, der Millionendieb“ aus dem Jahr 1929 dürfte vielen vor allem in der Filmversion bekannt sein. Heigl hat Seeliger in Cham kennengelernt, wo Seeliger ab 1940 lebte – und war von ihm so beeindruckt, dass er beschloss, dessen Werk zu bewahren. 1986 gab er beispielsweise das „Handbuch des Schwindels“ neu heraus, das Seeliger 1922 publiziert hatte. 1990 editierte Heigl „Peter Voß, der Millionendieb“ neu und machte ihm dem Publikum neu zugänglich. „Seeliger ist eines der wichtigsten Kapitel in meinem Leben“, sagt Heigl deshalb.
Auch wenn die Literatur ein wichtiger Baustein in Heigls Leben ist – es gibt noch viele weitere. Sport hat für ihn immer dazugehört. Seit 68 Jahren ist er Mitglied beim ASV Cham, wo er in jungen Jahren als Fußballer aktiv war und danach mit viel Eifer Leichtathletik betrieb – mit Erfolg: 1956 etwa schaffte er auf der Aschenbahn die 100 Meter in 11,7 Sekunden – und brauchte auch mit Mitte 40 nur zwölf Sekunden.
Auch wenn seine aktive Zeit als Sportler vorbei ist – Leichtathletik fasziniert Heigl immer noch. Die Europameisterschaften in Berlin hat er deshalb vor kurzem natürlich ausgiebig vor dem Fernseher mitverfolgt. Sein Interesse für Literatur und Theater scheint Heigl derweil weitervererbt zu haben: Seine Tochter Ursula etwa ist Grundschullehrerin in Garmisch und steht dort mittlerweile regelmäßig auf der Bühne, sein Sohn Armin unterrichtet an einem Kemptener Gymnasium Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Theater.